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WIESO WESHALB WARUM
Zwei mal drei macht vier und drei macht neune
Astrid Lindgren
Warum Hochbegabung und Hochkreativität zusammengehören und Merkmale für Neurointensivität sind.
Hochbegabung ist ein Begriff, mit dem besondere kognitive Fähigkeiten bezeichnet werden. Diese werden mit standardisierten und statistisch validierten „Intelligenztests“ gemessen.
Für Kreativität gibt es viele verschiedene Definitionen. Im Allgemeinen wird zwischen „problemlösender“ (meist technischer) und „expressiver“ (meist künstlerischer) Kreativität unterschieden.
Auf Grund der Erfahrungen, die wir in unserer Arbeit mit hochbegabten Menschen gemacht haben, gehen wir davon aus, dass viele hochbegabte Menschen hoch kreativ sind und neben der gesteigerten kognitiven Intelligenz eine hohe und gestiegerte Form der Kreativität vorliegt. Diese drückt sich in den beiden Kategorien Problemlösung und Expression aus, wird aber aus unserer Beobachtung heraus sehr viel deutlicher in einer dritten Kategorie, der Serendipity erkennbar. Serendipity ist die Fähigkeit, spontan und gleichzeitig Lösungen mit den dazugehörigen Probleme zu finden. In allen drei Bereichen leisten Hochkreative deutlich mehr: schneller und themenübergreifender vor allem aber erstaunlicher als es „normalen“ Kreativen durch Einsatz von Kreativitätstechniken gelingt.
Hochkreative sind in vielen Interessensgebieten unterwegs und verfolgten ständig neue Projekte und Ideen. Sie springen in ihren Gedanken, switchen in Themen und verwenden häufig Metaphern im Sprachgebrauch. Sie nehmen ihre Umgebung intensivst wahr und verfügen über die unterschiedlichsten Fertig- und Fähigkeiten, die sie sich adaptiv aneignen. Sie kombinieren die verschiedensten Fachthemen und kommen ständig zu neuen Erkenntnissen. Sie springen zwischen Metaebene und Detailverliebtheit, zwischen Perfektionismus und Improvisation. Sie haben ein ausgeprägtes Vorstellungsvermögen und ein extremes Gefühl für Systeme und Zusammenhänge. Sie erkennen in kürzester Zeit das Wesentlichste - auch das wesentlichste Problem. Sie verknüpfen Elemente, die offensichtlich nichts miteinander zu tun haben. Ihnen mangelt es nie an Ideen und Lösungen. Sie sind wahre Ideensprudler und leisten Überragendes im Bereich der Serendipity-Kreativität.
Zwar gibt es Aussagen aus Kreativitätsforschungskreisen, dass mit zunehmendem IQ über den Wert von 120 hinaus die Kreativität abnimmt. Da der Erfolg von Kreativität zur Zeit nur im Zusammenhang mit der Umsetzung in eine Innovation gemessen wird, werden auf diese Weise nur (erfolgreiche) Innovationen gezählt, nicht die kreativen Ideen. Da Hochbegabte per Definition weniger als 2,1 % der Bevölkerung sind, ist zu vermuten, dass ihr Anteil an den gängigen Kreativitätsstudien vernachlässigbar gewesen sein wird.
Aus unserer Sicht ist eine wirkliche Hochkreativität ohne eine hohe Intelligenz kaum vorstellbar - Hochbegabung und Hochkreativität sind eng miteinander verbunden. In diesen Verbund gehören für uns ebenfalls die Hochsensibilität und Synästhesie genauso wie andere Besonderheiten des menschlichen Gehirns, die sich diagnostisch u.a. als Autismus oder ADHS äußern können. Alle diese Menschen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, haben Gemeinsamkeiten in der Art und Schnelligkeit des Denkens. Sie haben ein intensives Gefühlsleben, beschäftigen sich mit „großen“ Fragen, denken in komplexen Zusammenhängen und geben sich selten zufrieden. Sie denken weiter, fühlen tiefer und erleben intensiver! Sie sind neurointensiv.